Meine eigene Erfahrung als verwaiste Mutter

Einen Menschen, der einem nahesteht, zu verlieren, ist mit keinem davor erlebten Gefühl zu vergleichen.

Es ist, als würde einem der Boden unter den Füßen fortgezogen.

Man fällt in ein tiefes Loch. Dann erstarrt man, fühlt gar nichts mehr. Oft hat man im Körperinneren das Gefühl, als gäbe es eine innere große Wunde. Erst später kommt die große Traurigkeit. So fühlte es sich damals für mich an, als ich meine Tochter Christina verlor. Christina war acht Monate alt und starb am plötzlichen Kindstod.

Ich konnte sie damals relativ gut begleiten, sie waschen, in den Sarg legen. Leider hatte ich niemanden, der mich darin unterstützte, wie ich ihre Brüder am Abschied teilhaben lassen konnte. Seit dieser Zeit trieb mich das Thema des Sterbens, des würdevollen Abschieds und der Gedanken über den Tod hinaus immer wieder um.

Oft blickte ich in den Himmel, in die Sterne und suchte nach Antworten. Nur anfangs stellte ich die Frage „Warum musste Christina sterben?“ Schnell wandelte sich die Frage in „Warum leben wir hier auf dieser Erde?“

Beim Spielen mit meinen Söhnen, beim Beobachten der Natur fand ich kleine Glücksmomente, die ich nicht mehr selbstverständlich hinnahm.

Das Arbeiten mit Steinen beim Bildhauen, beim Schleifen und Polieren, empfand ich als sehr meditativen Akt, langsam wieder ins Gleichgewicht zu kommen, die innere Ruhe wieder zu spüren.

Vielleicht brachten mich diese Erfahrungen zu Steinheilkunde. Die verschiedenen Ausbildungen brachten die Möglichkeit, die Natur und die Steine neu und auf andere Art und Weise wahrzunehmen. Die Jahreszeiten bewusst zu beobachten, die Veränderungen zu sehen und im Inneren aufzunehmen. Neues sehen, das eigentlich jedes Jahr da war, aber vorher nicht bewusst war.

So betrachte ich heute mit Liebe und Demut die Natur. Sehe das Kommen und Gehen, sehe im Abschied der abfallenden Blätter den Neuanfang der aufkeimenden Knospen.

Die Natur gibt mir schöpferische Kraft, Selbstbewusstsein, Freiraum und Lebendigkeit. Das alles ist mit dem Begriff „erden“ gemeint. Ich genieße es, in die Natur zu gehen, der Seele freien Lauf zu geben und mich mit der Erde zu verbinden.